quinta-feira, 8 de novembro de 2012

2 poemas de Drummond - em alemão





Carlos Drummond de Andrade


Congresso internacional do medo

Internationaler Angstkongreß

Vorläufig werden wir nicht die Liebe besingen
Die weit unter die Kellergewölbe geflüchtet ist.
Wir werden die Angst besingen welche die Unarmungen
sterilisiert,
Wir werden nicht den Haß besingen weil er nicht existiert,
Es existiert nur die Angst, unser Vater und unser Gefährte,
Die große Angst vor den Wäldern, den Meeren, den Wten,
Die Angst der Soldaten, die Angst der Mütter, die Angst der Kirchen,
Wir werden die Angst der Diktatoren besingen, die Angst der Demokraten,
Wir werden die Angst vor dem Tode und die Angst nach dem Tode
besingen,
Dann werden wir vor Angst sterben
Und auf unseren Gräbern werden gelbe ängstliche Blumen
blühen.


Trad. Curt Meyer-Clason / 1965


original




Procura da Poesia

Auf der Suche nach der Dichtung


Mach keine Verse aus Geschehnissen.
Für die Dichtung gibt es weder Schöpfung noch Tod.
Für sie ist das leben eine ekstatische Sonne,
Die weder wärmt noch leuchtet.
Wahlverwandtschaften, Geburtstage, persönliche Zwischenfälle
zählen nicht.
Mach keine Gedichte aus dem Körper,
Diesem vortrefflichen, vollkommenen und bequemen Körper,
der so wehrlos ist gegen lyrischen Taumel.
Dein Tropfen Galle, deine Fratze der Lust oder pein im Dunkeln
Sind belanglos.
Enthüll mir nicht deine Gefühle,
Die vom Mißverständnis leben und die lange Reise versuchen.
Was du denkst und fühlst, ist noch längst keine Dichtung.

Besing nicht deine Stadt, laß sie in Frieden.
Gesang ist nicht der Gang der Maschinen noch das Geheimnis
der Häuser.
Er ist nicht die unterwegs gehörte Musik, nicht das 
Meeresrauschen
In den Straßen nahe am Schaumrand.
Gesang ist nicht die Natur,
Nicht Menschen in Geselschaft.
Regen und Nacht, Müdigkeit und Hoffnun bedeuten ihm nichts.
Dichtung (mach keine dichtung aus den Dingen)
Löscht Subjekt und Objekt.

Dramatisiere nicht, rufe nicht an,
Forsche nicht. Verlier keine Zeit mit Lügen.
Ärgere dich nicht.
Deine Marmorjacht, dein Diamantenschub,
Eure Mazurkas und Selbstt6auschungen, eure Familienskelette
Verschwinden hinter der Kurve der Zeit, sie sind zu nichts nütze.

Laß nicht
Deine begrabene schwermütige Kindheit aufleben.
Schwanke nicht zwischen dem Spiegel und dem
Schwindenden Gedächtnis.
Ween es schwand, war es keine Dichtung.
Wenn er zerbrach, war er kein Kristall.

Dring unbeirrt ein in das Reich der Worte.
Dort sind die Gedichte die geschrieben werden wollen.
Sie sind gelähmt, aber nicht verzweifelt,
Alles ist Ruhe und Frieden auf der unversehrten Oberfläche.
Hier sind sie allein und stumm, im Zustand des Wörterbuchs.
Lebe mit deinen Gedichten, bevor du sie schreibst.
Hab Geduld, wenn sie dunkel sind, bewahre Ruhe, wenn 
sie dich herausfordern.
Warte, bis ein jedes sich verwirklicht und vollbringt
Mit seiner Macht des Wortes
Und seiner Macht der Stille.
Zwing nicht das Gedicht sich aus der Vorhölle zu lösen.
Heb kein Gedicht vom Boden auf, das verloren ging.
Schmeichle nicht dem Gedicht. Nimm es hin
Wie es seine endgültige gesammelte Form hinnimmt
Im Raum.

Komm näher und betrache die Worte.
Ein jedes
Hat tausend geheime Gesichter unter dem neutralen Gesicht
Und fragt dich, gleichgültig gegen deine Antwort,
Ob armselig oder schrecklich:
Hast du den Schlüssel mitgebracht?

Gib acht:
Frei von Melodie und Sinn,
Fliehen sie in die Nacht, die Worte,
Noch feucht und schwer von Schlaf,
Schwimmen sie in einem schwierigen Strom und verwandeln
sich in Verachtung.



Trad. Curt Meyer-Clason / 1965



original




Carlos Drummond de Andrade Poesie


Nenhum comentário:

Postar um comentário